Publisher: Schachreisen Verlag, Pages: 183, PaperbackGM Jörg Hickl, IM Dr. Erik Zude und Uwe Schupp, gleich drei Namen auf einem Cover für ein Lehrbuch, das deutet auf ein Chaos an Meinungen und Varianten hin, nach welchen uns Vereinsspielern der Kopf rauchen wird. Weit gefehlt, lieber Leser! Als Kopf des Teams hat sich der ehemalige Deutsche Meister Hickl in seinem Erstlingswerk ganz bewusst für ein Buch entschieden, welches nicht der Weisheit letzter Schluss sondern eine Stütze für jeden ambitionierten Amateur im Umgang mit seinen Bauern sein soll.
Die nötigen Erfahrungen im Umgang mit Amateurspielern sammelte Jörg Hickl in den zehn Jahren, die er nunmehr schon Schachreisen organisiert und selbst leitet. Statt sich von den ewig gleichen Fragen der Nicht-Meister nerven zu lassen, hörte er zu, lernte und schaffte es tatsächlich, sich in sie hineinzuversetzen. Besonders fiel ihm dabei auf, dass allgemein das Verständnis für den Umgang mit Bauernstrukturen und das Wissen, wie man Stellungen richtig bewertet, fehlt.
Auf kompakten 183 Seiten und in 65 kompletten Partien auch aus der eigenen Praxis wird zunächst darauf eingegangen, wie Läufer, Springer und Türme von der Struktur der Bauern beeinflusst werden. Im zweiten Teil erklären die Autoren die gängigsten Bauernstrukturen und wie man mit Ihnen umgeht oder gegen sie spielt. Das ist natürlich nichts Neues, doch die Tatsache, dass mehr mit Worten und weniger mit unendlichen Variantenbäumen gelehrt wird, macht das Lesen und Lernen gleich von Beginn an zu einem regelrechten Vergnügen.
Sehr sympathisch ist, dass sich der Großmeister nicht scheut, auch selbst erzeugte Fehler zu präsentieren. Aussagen wie "Gier, Euphorie, Leichtsinn oder Zeitnot - die Lehrer sind nicht immer die besten Schüler" oder "Diesen Vorstoß, der die ganze Zeit nicht möglich war, hatte ich nicht ausreichend gewürdigt! Die typische Ausrede eines Schachspielers, oder? In Wahrheit habe ich ihn gar nicht gesehen!" vermitteln das Gefühl, nicht vom hohen GM-Ross sondern auf Augenhöhe mit Wissen, Ratschlägen und Erfahrungen bedient zu werden. Statt den Leser mit geballtem Know-how zu überfordern, richtet sich das Buch an Spieler mit einer Spielstärke von DWZ 1300 bis 2200.